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Geliebt seit Generationen – der Trierer Domstein

Geliebt seit Generationen – der Trierer Domstein

Jedes Kind in Trier wird mit der Domsteinlegende groß – und mit unzähligen Fotos, die es neben, vor und auf dem Domstein zeigen. Schließlich soll es Glück bringen, auf dem Stein nach unten zu rutschen – weshalb er auch schon blankgeputzt und spiegelglatt von Generationen von Kinderhintern ist. Aber hinter der Granitoberfläche verbergen sich noch mehr Geheimnisse.

Domstein Bruchkstücke
Die zwei Bruchstücke des Domsteins.

Die unglaubliche Wahrheit

Ursprünglich waren die beiden Bruchstücke Teil einer Granitsäule, von denen es vier Stück gab. Sie stützten im 4. Jahrhundert das Dach des antiken Domes im nordöstlichen Teilbereich, waren jeweils zwölf Meter hoch, 65 Tonnen schwer und vor allem – aus einem Stück gefertigt. Ein ungeheure Kraftanstrengung war nötig, um die vier Säulen aus dem Odenwälder Felsenmeer rund 350 Flusskilometer lang nach Trier zu bringen. Bei der ersten Zerstörung des Domes, noch im 4. Jahrhundert selbst, zerbarsten die Säulen und wurden später ersetzt. Der Domstein selbst wurde 1614 bei Renovierungsarbeiten gefunden und vor der Domfassade abgelegt. Eine für Historiker und Geschichtsinteressierte sicherlich äußerst spannende Geschichte – aber am Ende des Tages nicht dafür geeignet, von Oma und Opa als Gute-Nacht-Geschichte weitererzählt zu werden. Da musste schon etwas mehr Pfeffer rein – und wer könnte den besser transportieren, als der Teufel höchstpersönlich?

Die teuflische Legende

Als der Teufel im 4. Jahrhundert die Baustelle des Doms besuchte, versicherten ihm die Bauarbeiter glaubhaft, hier entstehe das größte Wirtshaus der Welt. Man gedenke dort, massenhaft Alkohol zu trinken, dem Glücksspiel zu frönen und sich der käuflichen Liebe im Übermaß hinzugeben, sagten die gestandenen Mannsbilder treuherzig. Der Teufel rieb sich innerlich die Hände – und war natürlich an einer schnellen Fertigstellung des sündhaften Ortes interessiert. Aber selbstverständlich könne er helfen, nickten die Bauarbeiter, die in den vergangenen Tagen und Wochen bereits verzweifelt nach einer Möglichkeit gesucht hatten, die vier Granitsäulen zu verschiffen und hier aufzurichten. Ob er vielleicht ins Odenwälder Felsenmeer reisen könne, um dort vier 12-Meter-Riesen zu schlagen und herzubringen? Für den Fürsten der Finsternis natürlich ein Klacks. Erst als er am vierten Tag die letzte Säule vor Ort ablud, kam ihm die Sache komisch vor: Das Gebäude sah irgendwie so gar nicht nach Wirtshaus aus… Da bemerkte er die Täuschung und war so wütend, dass er die Säule in Richtung Dom warf, um ihn zu zertrümmern. Zielwasser hatte er nicht, und so schmetterte die Säule auf den Boden und zerbrach. Bis heute erinnert der Domstein den Teufel an seine Schmach, weshalb er um Trier gerne einen großen Bogen macht. Gut für die Stadt, die damit die einzige weltweit ist, die offiziell teufelfrei ist…

Ein handfestes Stück Mundart

Fast jeder in Trier kennt das so genannte „Domstein-Gedicht“, das eigentlich die zweite Strophe eines Mundart-Liedes ist, nämlich von Julius Friedrich Bernards „Wie mer noch Jonge waoren“. Doch bekannt und von den meisten Trierern in der Schule auswendig gelernt wird nur der Teil, in dem Bernard seine Kindheitserinnerungen auf dem Domstein schildert – und der handfeste Ausgang seiner Rutschversuche.

Om Duhmstaan sei mer romgerötscht.
Et waor net emmer ginstig.
De Box zeröss, de Kaap verlohr,
De Kopp zerschonn, blutrinstig.
Kaom eich dann haam, dao wosst eich gleich
eich braucht kann Red‘ ze haalen,
eich braucht blus guden Dag ze saon,
de anneret soot mein Ahlen.
Roff de Trepp
schlich eich mich off den Ziewen.
Doch mein Klepp
die sein net ausgebliewen

Auf dem Domstein sind wir rumgerutscht.
Es war nicht immer günstig.
Die Hose zerissen, die Mütze verloren,
den Kopf zerschunden, blutrünstig.
Kam ich dann heim, da wusste ich gleich
ich brauchte keine Rede zu halten,
ich brauchte bloß „Guten Tag“ zu sagen,
das andere sagte mein Alter.
Rauf die Treppe
schlich ich mich auf Zehenspitzen.
Doch meine Schläge
die sind nicht ausgeblieben.

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Meine Top 3 rund um den Dom

  • „Klepp“ ist nur ein Ausdruck von vielen, mit denen der trierische Dialekt die Tatsache ausdrückt, in verschiedener Intensität ein paar auf die Mütze zu bekommen. Eine kleine Zusammenfassung und Erläuterung weiterer schlagkräftiger Ausdrücke findet sich hier.
  • Rund um den Domstein gibt es viel zu entdecken: das Tastmodell von Dom und Liebfrauen, die Nachbildung eines römischen Weinschiffs vor dem Palais Kesselstatt und der schattige Platanenplatz vor dem Palais Walderdorff, wo sich bei schönem Wetter auch die Boule-Spieler versammeln. Gönnen Sie sich ein leckeres Eis oder eine Domstein-Praline (beides in der Sternstraße erhältlich) und kommen Sie hier ein wenig zur Ruhe.
  • Die Rekonstruktion einer der mächtigen Säulen des Domes gibt es im Museum am Dom zu bewundern. Wer vor dem gewaltigen Monolith steht, versteht sofort, warum man sich den Transport und die Aufrichtung nur mit teuflischer Hilfe zu erklären wusste!

Fotos: Trier Tourismus und Marketing GmbH

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Paula redet gerne und viel. Mit sich, ihren Kindern, Katzen, Kollegen und Kumpel. Was sie dabei nicht unterbringt, schreibt sie nieder. Zur Entlastung und Belustigung ihrer Umwelt. Ob das gelingt? Darüber hüllt sich der Mantel des Schweigens. Zumindest so lange, bis Paula weiterredet.

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