Museumsstadt

In der Ruhe liegt die Macht

In der Ruhe liegt die Macht

Die Landesausstellung „Marc Aurel“ bringt vom 15. Juni bis 23. November 2025 erneut kaiserliches Flair nach Trier

Ob Marc Aurel Raucher war, ist in der Forschung nie wirklich untersucht worden. Klassische Glimmstängel dürfen jedoch zweifelsfrei ausgeschlossen werden, Mentholzigaretten erst recht. Und dennoch gibt es einen inneren Zusammenhang zwischen einem der berühmtesten Kaiser der Antike und einem der berühmtesten Altkanzler der Bundesrepublik Deutschland: Marc Aurels „Selbstbetrachtungen“ bekam Helmut Schmidt zu seiner Konfirmation geschenkt und hielt das Werk nicht nur sein Leben lang in Ehren, sondern zitierte auch gerne aus den darin enthaltenen stoischen Grundsätzen, insbesondere dann, wenn es um zwei seiner eigenen Leitprinzipien ging: Pflichterfüllung und Gelassenheit.

 

 

Für Wolfram Leibe, Oberbürgermeister der Stadt Trier, stellt die Leihgabe des Buches aus dem Nachlass von Helmut Schmidt einen ganz besonderen Höhepunkt der Ausstellung dar. Aber auch die Leihgaben anderer Museen. „Wenn der Palazzo Barberini oder das Rijks-Museum in Amsterdam hochkarätige Exponate zur Verfügung stellen, ist ein OB schon stolz“, betont er lächelnd. „Das spricht für die Besonderheit unserer Landesausstellungen, die in der Kontinuität liegt. Zudem sind solche dezentralen Landesausstellungen keineswegs selbstverständlich – in vielen anderen Bundesländern finden diese nur in den Landeshauptstädten statt.“

 

Kapitell © GDKE, Rheinisches Landesmuseum Trier, Thomas Zühmer                                          Ausgabe der Selbstbetrachtungen © BKHS, Foto: Michael Zapf, Hamburg

 

Auch das Lieblingsstück von Michael Ebling, dem rheinland-pfälzischen Innenminister, hat einen berühmten Leihgeber: die Vatikanischen Museen. Die von dort nach Trier reisende Marmorbüste von Mar Aurels Adoptivbruder Lucius Verus gilt als eines der besterhaltenen und wertigsten Porträts des nach seinem Tod vergöttlichten Mitkaisers Marc Aurels. „Diese Ausstellung wird ein bundesweites Highlight des Jahres sein“, ist sich Ebling sicher und sieht auch die großen Chancen für sein Bundesland. „Wir wollen unser kulturelles Erbe sichtbar und zugänglich machen. Durch diese Landesausstellungen werden tausende Besucher aus ganz Deutschland und Europa auf Trier und Rheinland-Pfalz aufmerksam.“

 

 

Vom 15. Juni bis zum 23. November werden insgesamt etwa 380 Exponate im Rheinischen Landesmuseum, das den Fokus auf die Biographie des Kaisers legt, und im Stadtmuseum Simeonstift zu sehen sein, das sich unter dem Titel „Was ist gute Herrschaft?“ insbesondere mit dem nachwirkenden Idealbild Marc Aurels beschäftigt. Die Ausstellungsstücke stammen sowohl aus den eigenen Sammlungen der beiden Museen als auch von 85 Leihgebern aus ganz Europa. Und auch wenn es nach Marc Aurels eigener Überzeugung möglich ist, in jeder gegenwärtigen Situation zufrieden zu sein, wirken gewisse Exponate erst mit dem richtigen Platz. Deshalb steht im Landesmuseum eine insgesamt 1000 Quadratmeter große Sonderausstellungsfläche zur Verfügung, im Stadtmuseum 600 Quadratmeter. Hinzu kommen ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm, ein museumspädagogisches Begleitprogramm sowie ein kulturelles Rahmenprogramm außerhalb der Museen selbst. Oder anders gesagt: Ab Juni 2025 ist für gut fünf Monate die ganze Stadt im Kaiserfieber.

 

© G. Zoffoli, Reiterstatuette des Kaisers Marc Aurel, 1770–1780 © Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Bildarchiv, Heinz Fräßdorf                                                                                                                                                                                                                            Goldmünze Marc Aurel © GDKE/Rheinisches Landesmuseum Trier, Thomas Zühmer

Die entzünden sich bei den Museumsdirektor*innen beider Häuser auch an teils unscheinbaren, teils beeindruckend großformatigen Exponaten. Für Dr. Markus Reuter, Direktor des Rheinischen Landesmuseums, birgt ein Papyrusfragment aus Oxford eine besondere Strahlkraft. Entstanden ist es während der 23jährigen Kronprinzenzeit des Marc Aurel für seinen Adoptivvater, Kaiser Antoninus Pius, und gibt, wie so viele Papyri, Einblick in tagtägliche Verwaltungstätigkeiten. Genau das fasziniert Reuter. „Ich finde Papyri wunderbar, weil sie einen direkten Zugang zur Alltagswelt bieten. Und vielleicht“, schürt er die Vorfreude, „können wir an der Ausstellung sogar ein noch spannenderes Papyrus zeigen.“ Über genaue Details bewahrt er noch Stillschweigen – schließlich muss der Spannungsbogen gewahrt bleiben.

Papyrus zur Rechtsprechung Antoninus Pius, © The Egypt Exploration Society and the University of Oxford Imaging Papyri Project

Dr. Viola Skiba, Direktorin des Stadtmuseums Simeonstift, hat demgegenüber ein großes Gemälde als persönliches Highlight mitgebracht: Das Capriccio mit dem berühmten, heute noch in Rom zu besichtigenden Reiterstandbild Marc Aurels stammt aus der Galleria Nazionali d'Arte Antica im Palazzo Barberini; sein Maler, Giovanni Paolo Pannini, wurde im 18. Jahrhundert insbesondere für seine zum Teil phantasievollen Zusammenstellungen verschiedener Stadtansichten, Architekturporträts und Ruinendarstellungen berühmt. Für Skibas Haus wird Panninis Werk das Entrée zur Ausstellung bilden, symbolisiert das Reiterstandbild doch „all das, wofür Marc Aurel noch heute steht: für das Idealbild eines guten Herrschers“. Wie gut, dass er (höchstwahrscheinlich) nicht geraucht hat.

A. Trümper: Das Reiterstandbild des Marc Aurel, 1898                                                   Kurfürstenhumpen mit Reiterdarstellungen, 1652 © Stadtmuseum Simeonstift Trier

 

Für die beiden Ausstellungsstandorte wird es ein Kombiticket geben, das mit der „Aurel-AntikenCard“ auch um den Besuch der Trierer Römerbauten erweitert werden kann.

Beide Museen werden inklusive Erlebnismodule in den Ausstellungsrundgängen einbinden sowie weitere ergänzende, barrierefreie Vermittlungsformate für verschiedene Zielgruppen.

Die Trier Tourismus und Marketing GmbH bietet schon jetzt ein zwei- bis dreitägiges Reisepaket an, bei dem der Ausstellungsbesuch mit einer Stadtführung und einem römischen Kostprobenmahl ergänzt werden kann. Zudem können über die dortige (Stadt-)Führungsabteilung auch Rundgänge durch beide Ausstellungsteile sowie ergänzende Führungen und Besichtigungen gebucht werden.

Mehr Infos zur Ausstellung gibt es auf Facebook unter Marc Aurel Trier oder hier.

Die Landesausstellung „Marc Aurel“ bringt vom 15. Juni bis 23. November 2025 erneut kaiserliches Flair nach Trier

Teile diesen Beitrag:

Share this post

Paula redet gerne und viel. Mit sich, ihren Kindern, Katzen, Kollegen und Kumpel. Was sie dabei nicht unterbringt, schreibt sie nieder. Zur Entlastung und Belustigung ihrer Umwelt. Ob das gelingt? Darüber hüllt sich der Mantel des Schweigens. Zumindest so lange, bis Paula weiterredet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert