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Ein Lieblingsort für kleine und große Lesevögel

Ein Lieblingsort für kleine und große Lesevögel

Foto: Lebenskunst Photography Michael Swami

Was wäre Trier ohne all die Menschen, die die Stadt mit Leben füllen? Wir haben nachgefragt, welche Tipps die Triererinnen und Trierer für die Gäste ihrer Stadt haben. Hier verrät Beatrice Linzmeier, an welcher Lieblings-Ladentür sie ohne ein kurzes Hallo nicht mehr vorbeigehen möchte.

Beatrice Linzmeier, die viele Einheimische und Auswärtige durch ihren Blog DearTrier.de und den dazugehörigen reichweitenstarken Instagram-Account kennen, hat es nach 20 Jahren zurück in ihre Heimatstadt geführt. Zwischenzeitlich hat die Social Media-Expertin bereits Station in Paris, New York und Berlin gemacht – doch das „Band zur Heimat“ blieb. Bereits vor ihrer Rückkehr an die Mosel war Bea neugierig, wer und was die Stadt zurzeit bewegt. Noch in Berlin stieß sie bei einer Instagram-Recherche auf den Buchfink Verlag – den in Trier ansässigen Kinderbuch-Verlag, der seit 2021 mit der eigenen Kinder- und Verlagsbuchhandlung Der kleine Buchfink in der Neustraße vertreten ist. Wie der Laden für sie zum Lieblingsort wurde, erzählt Bea uns im Gespräch.

 

© Linda Blatzek

„Es gibt viele schöne Orte in Trier, aber für mich ist ‚Der kleine Buchfink‘ ein ganz besonderer.“ Mit ihrer Begeisterung für den bunten Buchladen steht Bea nicht allein: Sein charmanter Look, das ausgewählte Sortiment und die regionale Einzigartigkeit haben dem ‚Kleinen Buchfink‘ in den letzten drei Jahren zu einer Strahlkraft verholfen, die Einheimische und Gäste gleichermaßen anzieht. Gegründet wurde ‚Der kleine Buchfink‘ von Susanne Philippi und Florian Schwarz. „Ich war sofort überrascht“, erzählt Bea, „was für zwei supercoole, sympathische junge Menschen das machen.“ Das Team und sein Programm überzeugen durch Offenheit und Vielfalt. „Mir ist schon in Berlin aufgefallen, dass sie das Kinderbuch ‚Flocke findet seine bunte Familie‘ herausgebracht haben, mit Benedikt Amara, dem Moderator von Sat.1, und der Illustratorin Lisa Rammensee, die in Trier studiert hat. Das Buch handelt von einer queeren Familie. Ich habe gelesen, dass viele Verlage das Buch abgelehnt haben, aber der Buchfink Verlag hat gesagt: Wir machen das! Das fand ich echt cool, dass ausgerechnet ein kleiner Verlag aus meiner Heimatstadt so mutig ist, dieses Kinderbuch zu verlegen.“ Der Erfolg gab den Buchfinken recht: Die erste Ausgabe von Flocke war bereits innerhalb von zwei Monaten völlig ausverkauft.

Im Laden und im Verlag nutzen Susanne und Flo ihre Unabhängigkeit, um vom Mainstream der großen Buchhandlungsketten abzuweichen. Dass sie mit Begeisterung die Bücher auswählen, die in ihren Regalen stehen, merkt man dem Laden an. „Hier stehen Sachen,“ erzählt Flo, „die man sonst nicht findet.“ Bei der Auswahl legen sie Wert auf ein harmonisches Zusammenspiel von Text, Illustration und Thema. Außerdem, erklärt Susanne, sind gerade bei Kinderbüchern Format und Material wichtig. Aus diesem Grund gibt ‚Der kleine Buchfink‘ Kindern die Möglichkeit, selbst mit den Büchern in Kontakt zu kommen. „Bei uns können wirklich die Kinder ihre Bücher finden. Eltern haben vielleicht eine bestimmte Vorstellung und laufen auf ganz andere Bücher zu. Letztlich wird aber das Buch gekauft, das das Kind will.“

 

© Linda Blatzek

Als Bea mit ihrer Familie zurück nach Trier zog, war ihre Tochter gerade ein Jahr alt. Die zunächst digitale Begeisterung übersetzte sich schnell in Realität: „Der Laden ist sofort zu einem Wohlfühlort für meine Tochter, aber auch für mich geworden. Ich bin total gerne hier. Wenn ich in der Stadt bin, schaue ich immer kurz vorbei und sage Hallo.“ Dass Eltern und Kinder gemeinsam nach Büchern stöbern können, gehört zum Konzept. „Einerseits sind wir ganz offensichtlich ein Kinderbuchladen,“ sagt Flo „andererseits sind wir aber, und das hatten wir erst gar nicht so in diesem Umfang erwartet, auch Stadtteil-Buchhandlung geworden.“ So ist es auch möglich, im ‚Kleinen Buchfink‘ jedes Buch zur Abholung zu bestellen und es gibt eine Ecke für Erwachsene, die sich zurzeit sogar im Wachstum befindet. Lesen begeistert eben über Generationsgrenzen hinweg.

 

Foto: Lebenskunst Photography Michael Swami

„Wir sind selbst Eltern und Leser und wenn man durch den Laden die Möglichkeit hat, die eigenen Lieblingsautoren einzuladen, ist das natürlich cool,“ erzählt Flo und bezieht sich dabei auf eine Lesereihe aus dem vergangenen Jahr, die Andreas Wunn, Judith Poznan und Mareice Kaiser von Berlin nach Trier brachte. Für Bea, die bei zwei der Lesungen selbst vor Ort war, hat die Reihe dazu beigetragen, den ‚Kleinen Buchfink‘ auch als möglichen Lieblingsort für Erwachsene wahrzunehmen: „Das war ein schönes Erlebnis: Eine tolle Gruppe von Leuten, eine ganz intime Lesung mit den Autorinnen, man ist auf engstem Raum zusammen. Da habe ich gleich ein bisschen Berlin-Feeling bekommen.“ Mit dieser Wahrnehmung ist Bea nicht allein. Eindrücklich hat Judith Poznan ihre Begeisterung für den Besuch in einem Blogbeitrag festgehalten, in dem sie erklärt, warum sie nach der Lesung spontan noch ein bisschen länger in der Römerstadt blieb. Insbesondere auch aktuelle Lieblingsautoren der Kinder nach Trier zu holen, ist den Buchfinken wichtig. Ein bisheriges Highlight war der Besuch von Sabine Bohlmann. Um den Kinderbuchstar einmal live zu erleben, standen ihre jungen Fans stundenlang Schlange. Susanne und Flo erinnern sich gerne daran: „Das war unser erstes, richtig großes Kinderbuch-Event. Wir hatten voll Schiss, dass wir Sabine Bohlmann nach Trier einladen und es kommt keiner. Dann war es aber einfach so cool und toll, dass so viele gekommen sind und stundenlang hier angestanden haben. Das hat uns bestärkt, so weiterzumachen – hätte das nicht so funktioniert, hätten wir uns wahrscheinlich auch danach nicht so viel getraut.“ Der Erfolg und die stetig wachsende Liebe der Trierer für den bunten Kinderbuchladen gibt dem Konzept recht und so ist es auch kein Wunder, dass der Laden für Bea zu einem Lieblingsort wurde: „Es ist wirklich bemerkenswert, was für einen wunderbaren Ort Susanne und Flo mit dem kleinen Buchfink für Trier geschaffen haben:  Sie verlegen die schönsten Bücher, verkaufen eine liebevoll zusammengestellte Auswahl an Kinderbüchern und inspirieren Groß und Klein mit ihren Lesungen und Geschichten.“

Wir haben nachgefragt, welche Tipps die Triererinnen und Trierer für die Gäste ihrer Stadt haben. Hier verrät Beatrice Linzmeier uns ihren Lieblingsort.

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Ursprünglich aus Trier, konnte ich mich während mehrerer Jahre Abwesenheit und Stationen im In- und Ausland davon überzeugen, dass es sich in der Heimat doch sehr gut leben lässt. Zum Bleiben haben mich, neben dem Riesling, u. a. auch die regionalen Wandermöglichkeiten, vor allem in Eifel und Luxemburger Schweiz, sowie die geniale Nähe zu Frankreich bewegt.

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