Flanier durch TrierÜber Stock und Stein

Großes Kino: 360° Hunsrück-Panorama

Großes Kino: 360° Hunsrück-Panorama

Vor inzwischen 40 Jahren zeigte sich das kleine Hunsrückörtchen Gehlweiler erstmals einem Weltpublikum. Durch den deutschen Regisseur Edgar Reitz, der den Hunsrück als Kulisse für seine epische Film-Trilogie ‚Heimat‘ (1984-2013) wählte, wurde Gehlweiler zu einem Begriff in Cannes, Venedig und San Francisco. Heute erlaubt die 10,6 km lange Traumschleife ‚Heimat‘ der Wanderregion Saar-Hunsrück, in die Filmszenerie einzutauchen und beweist gleichzeitig das kinoreife Potential der historischen Mittelgebirgslandschaft hoch über dem Soonwald.

 

 

Abwechslungsreich ist vermutlich das treffendste Wort, müsste man die Traumschleife ‚Heimat‘ in nur einem Wort greifen. Idyllische Waldszenerie, mittelalterliche Ruinen, alpines Quarzitgestein, cineastische Weitsichten und eine gehörige Portion Filmgeschichte sorgen dafür, dass aus den rund 2 Stunden reiner Gehzeit schnell 4 Stunden, mit einigen Staunzeit-Pausen, werden.

Die Wanderung beginnt, eine knappe Autostunde von Trier entfernt, in dem historischen Ort Gemünden. Überragt von seinem stattlichen Schloss und durchzogen von der Urft und ihren Stromschnellen begrüßt der historische Ortskern Wandernde herzlich. Vom Parkplatz aus geht es zunächst gemächlich bergauf. Die Szenerie ist so idyllisch, dass sie einen beinahe vergessen lässt, dass man direkt zu Beginn 300 Höhenmeter überwinden muss. Beinahe.

 

 

Der Anstieg lohnt sich, denn an seinem Gipfelpunkt stößt der Weg auf das erste Highlight der Traumschleife. Eine Tafel am Wegesrand lässt erkennen, um was es sich handelt: „Des Hunsrück’s Wahrzeichen sollst du sein, grauer trotziger Koppenstein!“ Stolz erhebt sich, mit seinen 16 Metern, der Burgfried der Ruine über den Wald. Errichtet zur Mitte des 14. Jahrhunderts, steht die Ruine schon lange leer. Bereits zu Zeiten des Dreißigjährigen Kriegs wurde sie nicht mehr genutzt. Heute führt noch eine schmale Stahltreppe im Inneren des trotzigen Turms nach oben. Auf seiner Spitze eröffnet sich an klaren Tagen ein spektakulärer 360° Panoramablick über die Hunsrück-Hochebene, bis hin zum Idarkopf und dem Donnersberg.

 

 

Felsiger Untergrund und dichtes Gehölz begleiten fortan den Weg. Beinahe mystisch mutet hier der Wald an, wo zwischen den hohen Bäumen mit Moos dicht bewachsene Steine den Boden säumen. Für einen Moment lässt sich hier die Welt außerhalb des grünen Dickichts vergessen. Bevor es zurück ins Tal geht, bietet sich noch ein imposanter Aussichtspunkt mit Sinnesbank an, für die Mittagspause genutzt zu werden. Bei der wohlverdienten Rast, hoch über dem Tal, leisten an Sonnentagen zahlreiche Salamander den Wandernden Gesellschaft. Ihr quirliges Treiben zu beobachten, ist eine drollige Pausenbegleitung.

 

 

Im Anschluss geht es auf einem beinahe alpin-felsigen Weg steil hinab ins Simmerbachtal – Trittsicherheit ist hier ein Muss. An dieser Stelle ist der Weg, der insgesamt mit mittlerer Schwierigkeit bewertet wird, am abenteuerlichsten. Auch wenn ein Auge stets dem steinigen Boden gewidmet sein sollte, lohnt es sich, auch das Quarzitmeer am Wegesrand zu bestaunen. Hier offenbart sich die Historizität der Landschaft und man kann nur ahnen, wie viele Generationen schon auf ihren schmalen Pfaden gewandert sind.

 

 

Im Tal angekommen, führen sanfte Wiesenpfade in Richtung Gehlweiler. Eine Kuhherde, in der Muttertiere und Kälber gemeinsam weiden, begrüßt Wandernde neugierig. Der Ort selbst wurde 2012, für Reitz’s filmische Fortsetzung ‚Die andere Heimat‘ durch aufwendige Kulissen zurück ins Jahr 1840 versetzt. Den Wanderweg begleiten hier Fototafeln, die den verwandelten Ort während der Dreharbeiten zeigen.

 

 

Mit einem letzten Blick auf die historische Franzenmühle, die als Mühle Niem zum Filmschauplatz wurde, lässt die Traumschleife Gehweiler hinter sich und windet sich über einen Schotterweg zurück die Hügel hinauf. Dort angekommen, erhebt sich in der Ferne bereits das Schloss von Gemünden, wohin es auf beschaulichen Wiesenwegen zurückgeht. Die Traumschleife ist für jeden einen Besuch wert, den abwechslungsreiche Wege reizen und der sich sowohl für die Natur- als auch die Kulturlandschaft begeistert.

Von Trier aus ist Gemünden in rund einer Stunde mit dem Auto erreichbar. Mittelschwere Rundwanderung // 10,6 km // 4:00 Stunden // Anfahrt: Parkplatz Bürgerhaus Gemünden, 55490 Gemünden; ÖPNV Mit der Bahn bis zum Bahnhof Bingen. Von dort aus fährt im 2-Stunden-Takt ein Bus nach Simmern. Hier umsteigen in den Bus nach Gemünden, Buslinie 643, nur Mo. bis Fr., am Wochenende fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel // Weiterführende Infos: https://www.saar-hunsrueck-steig.de/traumschleifen/heimat#dmdtab=oax-tab4

 

Die Traumschleife ‚Heimat‘ zeigt in spektakulären Weitsichten und unberührten Waldszenen, warum der Hunsrück eine ideale Filmkulisse bietet

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Ursprünglich aus Trier, konnte ich mich während mehrerer Jahre Abwesenheit und Stationen im In- und Ausland davon überzeugen, dass es sich in der Heimat doch sehr gut leben lässt. Zum Bleiben haben mich, neben dem Riesling, u. a. auch die regionalen Wandermöglichkeiten, vor allem in Eifel und Luxemburger Schweiz, sowie die geniale Nähe zu Frankreich bewegt.

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