Flanier durch TrierÜber Stock und Stein

Zwischen himmlischen Höhen und teuflischen Tiefen

Zwischen himmlischen Höhen und teuflischen Tiefen

Es müsste Totenstille in der Dunkelheit herrschen. Von der Welt zu hören ist auch tatsächlich wenig, wäre da nicht dieses lästige Zähneklappern. Was es wohl auslöst? Zwei Gründe bieten sich an: Man könnte es mit der Angst bekommen haben, beim Abstieg in die tiefe, düstere Felsspalte, die den skurrilen Sandstein der ‚Grünen Hölle‘ bei Bollendorf zerteilt – der Name allein lässt vermuten, dass Teufelswerk mit im Spiel war, als sich der Pfad in Richtung Erdinneres auftat. Es könnte aber auch daran liegen, dass sich kaum ein Sonnenstrahl bis hier unten hin verirrt und es zwischen den feuchten, dicht bemoosten Steinen deutlich kälter ist als an der Oberfläche. In beiden Fällen gilt: Mit mutigen Schritten vorwärts, weiter auf dem 7 Kilometer langen Rundwanderweg ‚Grüne Hölle‘, der in diesem Jahr nicht nur für den schönsten Wanderweg Deutschlands nominiert ist, sondern auch mit zahlreichen abenteuerlichen Wegabschnitten und malerischen Aussichtspunkten lockt.

 

 

Der Weg startet über den Dächern von Bollendorf. Wanderparkplätze in der Nähe des Waldhotels Sonnenberg liegen unmittelbar am Zuweg zu der Rundwanderung, oben auf dem Ferschweiler Plateau. Nach einem kurzen, sanften Anstieg erreicht man den Eingang der Rundtour, an dem eine erste Hinweistafel die Möglichkeit anregt, sich bei der Wanderung durch eine app-basierte ‚Lauschtour‘ begleiten zu lassen. Wer möchte, kann mittels der gleichnamigen App an 10 Lauschpunkten zusätzliche Informationen über die Natur, Felsformationen und Kulturdenkmäler an der Strecke erfahren. Dank GPS-Steuerung starten die Audiobeiträge an den entsprechenden Wegstellen automatisch. Abwechslungsreich erzählt und akustisch untermalt bieten die kurzen Audiobeiträge eine spannende Bereicherung auf dem Weg. Wer sich inmitten der Waldeinsamkeit lieber der Stille überlassen will, hat alternativ auch die Möglichkeit, die Beiträge in Textform auf dem Handy zu lesen.

 

© Felsenland Südeifel Tourismus GmbH

Nur wenige Minuten nach dem ersten Lauschpunkt erhebt sich auf der rechten Wegseite ein erster imposanter Blickfang. Ein steil zwischen den Baumkronen aufragender Buntsandsteinfelsen, markant gezeichnet von einer roten Eisenerzader, regt durch seine abenteuerliche Form die Fantasie an. Der zweite Hörpunkt der Strecke bestätigt, dass es den Menschen so schon seit Generationen geht: Regional ist der Felsen aufgrund seiner markanten Form als Affenkopf bekannt. Zugegeben: Auch für diese Assoziation braucht es wieder ein wenig Fantasie…

 

 

Der imposante Affenkopf ist nur ein Vorgeschmack auf das, was in den kommenden Kilometern der Tour auf die Wandernden wartet. Als nächstes steht der Abstieg in die namensgebende ‚Grüne Hölle‘ und den anschließenden Eulen-Horst bevor. Dabei wird es zwischen den Felswänden bisweilen ganz schön eng. Aber keine Sorge – die App weiß Rat: „Den Busen unters Kinn, den Bauch aufs Knie!“

 

 

Der Weg geht weiter, vorbei an eindrucksvollen Felsformationen, durch dichte Laubwälder und über sanften, wurzeldurchzogenen Waldboden. Letzterer hält eine Überraschung für Aufmerksame bereit: Hörstation 7 fordert auf, ein wenig in der weichen Erde zu wühlen. Unter der rötlich-braunen Oberschicht verbirgt sich dunkle, beinahe schwarze Erde und mit etwas Glück finden diejenigen, die sich auf das Experiment einlassen, sogar kleine Holzkohlestückchen – Überbleibsel der Südeifler Vergangenheit. Im 18. Jahrhundert standen hier Kohlemeiler für die Holzkohleproduktion. Der schemenhafte Umriss eines Meilerfundaments kann sogar heute noch bestaunt werden – mitten auf dem Wanderweg.

 

 

Bevor sich die Rundtour auf ihr letztes Highlight zubewegt, den Aussichtspunkt Lingeslay, der einen einmaligen Ausblick über das Sauertal, Bollendorf und das luxemburgische Berdorf liefert, führt sie durch ein beeindruckendes Waldstück. Dicht an dicht steht hier der Bergahorn, der sich leicht an seiner hellen, schuppenden Borke erkennen lässt. Bei guten Bedingungen kann so ein Ahorn schonmal 35 Meter hoch und 500 Jahre alt werden. Das sind einige Generationen an Wanderlustigen, die so ein Ahorn an sich vorbeiziehen sieht.

 

 

Vollkommen zu Recht ist die abwechslungsreiche Rundtour ‚Grüne Hölle‘ in diesem Jahr zum schönsten Wanderweg Deutschlands nominiert. Wer dem zustimmt, kann die Wahl online per Abstimmung unterstützen: https://wandermagazin.de/wahlstudio

Alle Zusatzinfos für diejenigen, die sich von der Tour überzeugen lassen wollen:

Anfahrt: Sonnenbergallee 1, 54669 Bollendorf, Wanderparkplatz oberhalb des Waldhotels Sonnenberg

Schwierigkeit: mittel

Länge: 7 km

Dauer: 4,5 h

Weitere Informationen: https://www.felsenland-suedeifel.de/a-audiotour-gruene-hoelle

 

 

Header-Image: © Felsenland Südeifel Tourismus GmbH

Wandern auf der Lauschtour ‚Grüne Hölle‘-Bollendorf

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Ursprünglich aus Trier, konnte ich mich während mehrerer Jahre Abwesenheit und Stationen im In- und Ausland davon überzeugen, dass es sich in der Heimat doch sehr gut leben lässt. Zum Bleiben haben mich, neben dem Riesling, u. a. auch die regionalen Wandermöglichkeiten, vor allem in Eifel und Luxemburger Schweiz, sowie die geniale Nähe zu Frankreich bewegt.

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