Von tanzenden Rindern, Meerkatzen und Eulen

Fünf von Triers kuriosesten Straßennamen


1. Rindertanzstraße

Das unscheinbare Verbindungssträßchen zwischen Nordallee und Glockenstraße weckt auf den ersten Blick keine Assoziationen zu sich beschwingt im Reigen wiegenden Rindern und Kälbern. Das ist auch kein Wunder, denn vom Namensgeber der Straße ist heute auch nichts mehr zu sehen. Benannt ist die Straße nach einem Haus, das 1283 urkundlich erwähnt wird. Vermutet wird, dass es sich um einen Hof handelte, auf dem Vieh gehalten wurde. Noch spekulativer sind die Vermutungen zum zweiten Wortteil: Einerseits könnte der Tanz sich auf die „Spiele“ der Weidetiere beziehen, ihr bewegtes Miteinander, andererseits könnte der Tanz auch gar nichts mit dem Wiegeschritt gemein haben, sondern sich vom althochdeutschen dantz ableiten, was soviel wie dick machen bedeutet und als Spur noch in unserem heutigen aufgedunsen widerhallt.

 

 


2. An der Meerkatz

Einen Zugang zum Lesen fand die breite Bevölkerung erst im 18. Jahrhundert. Vorher gab es dementsprechend keinen Verwendungszeck für Straßenschilder und -namen, wie wir sie heute kennen. Orientieren wollten sich die Menschen allerdings dennoch, egal ob lesend oder nicht. Bildtafeln und -reliefs, die Häusern als sogenannte ‚Hauszeichen‘ einen Namen gaben, boten dafür die nötige Unterstützung. Nahe der Basilika verleiht eine besonders niedliche solcher Reliefplatten der Straße ‚An der Meerkatz‘ ihren Namen. Obwohl es das Gebäude ‚Zur Meerkatz‘ schon seit 1764 nicht mehr gibt, hat die kleine steinerne Meerkatze es in unsere Gegenwart geschafft und schaut dort dem bunten Treiben der Stadt von ihrer Hauswand aus entspannt zu.

 

 


3. Am Zündel

Auch diejenigen, die regelmäßig durch die Trierer Innenstadt schlendern, verschlägt es wohl eher selten in die vom Kornmarkt abzweigende Gangolfstraße – und noch seltener in die davon abgehende Sackgasse Am Zündel. Die unscheinbare Gasse hat jedoch einen imposanten Namensgeber, der viele Meter über ihren Dächern thront. 1958 wurde sie nach der gleichnamigen Glocke von St. Gangolf benannt, die im Mittelalter als Brandalarmglocke genutzt wurde. Sie ist nur eine von fünf Läuteglocken, die in dem 62 m hohen Kirchturm über Triers Hauptmarkt wachen. Im Mittelalter war es Aufgabe der Türmer, im Brandfall den Turm hinaufzueilen und die Glocke zu läuten, damit die Feuerwehr alarmiert war, die anschließend entweder mit Fahnen (tagsüber) oder mit Fackeln (nachts) zum Brandort gelotst werden konnte.

 

 


4. Große Eulenpfütz

Nahe am Palastgarten, zwischen Mustorstraße und Predigerstraße, verläuft die Große Eulenpfütz. Sie trägt ihren Namen aufgrund eines Brunnenabbilds, das bis ins 19. Jahrhundert dort zu bestaunen war. Das Bild zeigte einen Brunnen (lat. puteus, später Pütz), aus dem Eulen Wasser zogen. Obwohl davon heute nichts mehr zu sehen ist, nimmt noch das Haus ‚Zur Eule‘ (Hausnr. 9) auf den Namensgeber Bezug. Wer dennoch eine Eule bestaunen möchte, wird in der kleinen Schwester der Großen Eulenpfütz fündig. Graffitikunst erinnert in der Kleinen Eulenpfütz heute noch an die historischen Vorgängerinnen.

 

 


5. Sieh um dich

Trier ist eine Stadt der Superlative: Die älteste Stadt Deutschlands, die älteste Bischofskirche Deutschlands, das älteste Gebäude Deutschlands (Amphitheater), das größte und besterhaltenste Stadttor weltweit, … die Liste will gar kein Ende nehmen. Ein kleiner, aber feiner Superlativ verleiht der Gasse ‚Sieh um Dich‘, die die Sichelstraße mit dem Domfreihof verbindet, ihren Namen. In Stein geschlagen findet man dort Triers ältestes Straßennamensschild. Die Inschrift, die der Gasse seit dem 18. Jahrhundert ihren Namen leiht, zierte vormals einen Türsturz, der Passierende wohl warnen wollte: Gerade dort grenzten zwei unterschiedliche Rechtsbezirke aneinander.

 

 

Quelle: Kulturbüro der Stadt Trier (Hg.) / nach Vorarbeiten von Emil Zenz: 'Die Straßennamen der Stadt Trier. Ihr Sinn und ihre Bedeutung.' 5. überarbeitete und erweiterte Auflage. Trier 2006.

 

 

 

Fünf von Triers kuriosesten Straßennamen

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