Vor 35 Jahren wurden neun Trierer Baudenkmäler in die Liste des UNESCO-Welterbes eingetragen. Sie gehören damit zum Erbe der Menschheit von außergewöhnlichem universellem Wert. Fast wäre es nur die Porta Nigra geworden, doch das reichte – zu Recht – einigen Trierern nicht.
Welterbe in Deutschland – der Anfang
Die „Römischen Baudenkmäler, Dom und Liebfrauenkirche in Trier“ gehören mit zu den frühen Eintragungen deutscher Denkmäler in die Welterbeliste. Sie waren die siebte von heute 51Welterbestätten in der Bundesrepublik Deutschland. Die ersten Eintragungen überhaupt in die UNESCO-Liste erfolgten im Jahr 1978, wobei der Aachener Dom für Deutschland den Anfang machte. Gut denkbar, dass man sich schon damals Gedanken machte, ob Trier nicht ebenso für einen Antrag geeignet wäre.
Der Trierer Antrag nimmt Formen an
In den frühen 80er Jahren scheint sich das Vorhaben so konkretisiert zu haben, dass man während der 2000-Jahr-Jubiläumsfeier der Stadt Trier im Mai 1984 den damaligen Generaldirektor der UNESCO, Amadou-Mahtar M‘Bow, auf die Idee ansprach. Dieser war offenbar so angetan von den Trierer Bauwerken, dass er sofort seine Unterstützung zusagte. In der sogenannten „Tentativliste“ der Bundesrepublik Deutschland, einer Art Wunschliste der Länder für zukünftige Nominierungen als UNESCO-Welterbe, fanden sich dann 1984 auch die römischen Gebäude (inklusive Igeler Säule) sowie die beiden Kirchen. Ein knapper Bericht in der lokalen Tageszeitung Trierischer Volksfreund am 18.03.1985 informierte die Triererinnen und Trierer über das Vorhaben. Neben den Kirchen, Dom St. Petrus und Liebfrauen-Basilika, sind hier im Einzelnen die römischen Bauten Römerbrücke, Porta Nigra, Amphitheater, Igeler Säule, Konstantin-Basilika, Kaiser– und Barbarathermen genannt.
Eine Welterbestätte – viele Bauten
So selbstverständlich das heute klingt, zu Beginn der Diskussion war keineswegs klar, dass man so viele Bauten in den Antrag aufnehmen würde. Auf der Ebene des eigentlichen Antragsstellers, der Bundesrepublik Deutschland, und auf Vorschlag des Bundeslandes Rheinland-Pfalz hatte man wohl erst nur an die Porta Nigra gedacht, was nicht verwundert. War es zu dieser Zeit in Deutschland doch gängige Praxis, nur ein einzelnes Baudenkmal zu benennen. Das rief jedoch in Trier schnell den damaligen Direktor des Rheinischen Landesmuseums, Dr. Heinz Cüppers, und den Diözesankonservator des Bistums, Dr. Franz Ronig, auf den Plan. Ihrer Überzeugungskraft und den guten sachlichen Argumenten verdanken wir, dass schließlich das Gesamtpaket an Bauten berücksichtigt wurde.
In Trier kann wie an keiner anderen Stätte in Deutschland die römische Kultur in den Ruinen der monumentalen Bauten auch heute noch erlebt werden.
Dr. Karl-Uwe Mahler, Gastautor auf „Trier erleben“
Der Antrag nimmt Fahrt auf
Gewiss bedurfte es nicht allzu großer Mühe, den damaligen deutschen Delegierten beim Welterbe-Komitee, Dr. Hans Caspary, dafür zu gewinnen. Als gebürtiger Trierer mit den antiken und kirchlichen Bauwerken aufgewachsen, kannte er deren besondere Ausstrahlung, gerade auch in ihrem sich ergänzenden Zusammenwirken. In Trier kann wie an keiner anderen Stätte in Deutschland die römische Kultur in den Ruinen der monumentalen Bauten auch heute noch erlebt werden. Neben Dr. Caspary kam auch dem damaligen Oberbürgermeister von Trier, Felix Zimmermann, eine entscheidende Rolle bei der Antragsstellung zu. Nachdem man sich in Trier einig war, setzte er sich auf politischer Ebene mit Erfolg für den umfangreichen Antrag ein. Der Rest der Geschichte ist bekannt: Am 28. November 1986 erfolgte die Eintragung in die UNESCO-Welterbeliste.
Deutsche Welle Daily Drone: Welterbestätten in Deutschland aus der Luft
Archive und Zeitzeugen
Ein Teil unseres Wissens über die damaligen Ereignisse verdanken wir einer Masterarbeit von Gretha Kröck und Sandra Zimmermann von 2011. Wer möchte, kann dazu in einem Artikel von ihnen weiterlesen (s.u.). Die beiden Autorinnen hatten damals verdienstvoller Weise auch Gespräche mit den damaligen Zeitzeugen geführt, die heute leider zum Teil verstorben sind.
Literaturtipp:
Gretha Kröck – Sandra Zimmermann, 25 Jahre Welterbe: „Römische Baudenkmäler, Dom St. Peter und Liebfrauenkirche in Trier“, in: Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier Bd. 43 (2011), 86-96, online ansehen.
Foto-Copyright Titelbild:
Trier Tourismus und Marketing GmbH
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