Flanier durch Trier

On Tour mit den UNESCO-Scouts

On Tour mit den UNESCO-Scouts

Junge Stimmen für Triers älteste Bauwerke

Welterbe-Scouting: Zwischen Unterwelten und Glockentürmen

Bei den schönsten Geburtstagsfeiern wird es auch gerne mal etwas lauter. Das Alter des Geburtstagskindes spielt dabei keine Rolle. Hauptsache ist, dass alle Gäste mit Begeisterung bei der Sache sind. Genau so war es am 28.11.2023, als sich die Ernennung von Triers Römerbauten – Porta Nigra, Kaiserthermen, Barbarathermen, Konstantin-Basilika, Römerbrücke, Amphitheater, Igeler Säule sowie den Kirchen Dom St. Peter und der Liebfrauenkirche – zum UNESCO-Weltkulturerbe zum 37. Mal jährte. Anlässlich dieses stolzen Jahrestages machten es sich die UNESCO-Scouts, Schülerinnen und Schüler des Trierer Auguste-Viktoria-Gymnasiums, zur Aufgabe, ihre Begeisterung für die Welterbestätten mit interessierten Gästen zu teilen. Wer aber sind eigentlich die UNESCO-Scouts genau und was machen sie? Wir durften mit ihnen auf Tour und haben es herausgefunden.

Bereits seit 2021 beschäftigen die UNESCO-Scouts sich mit den Trierer Weltkulturerbestätten und bieten Führungen für Interessierte aller Altersklassen an. Initiiert wurde das UNESCO-Scout-Projekt seitens der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) von Verena Schneider, Museumspädagogin am Rheinischen Landesmuseum Trier als Kooperation mit der UNESCO-Projektschule Auguste-Viktoria-Gymnasium Trier unter der Leitung der betreuenden Lehrkräfte Michaela Reh und Birgit Eiffler. Nele, in Klasse 12 und von Anfang an bei den Scouts aktiv, erklärt, wie es dazu kommt: „Als UNESCO-Scouts beschäftigen wir uns mit den Weltkulturerbestätten hier in Trier und erarbeiten selber Führungen dazu. Dafür bekommen wir unter anderem Führungen mit Experten durch die einzelnen Bauwerke.“ Zuletzt konnten sie dabei einen der seltenen Einblicke in die ansonsten unzugänglichen Tiefen der Trierer Barbarathermen gewinnen. Im Rahmen einer eigens für die Scouts durchgeführten Führung brachte ihnen Dr. Karl-Uwe Mahler, wissenschaftlicher Referent Stabstelle Römerbauten / UNESCO-Welterbe bei der Generaldirektion für Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, die Geschichte der ältesten Thermenanlage der Stadt näher. Neben Fachexpert*innen werden die Scouts bei ihrer Arbeit auch vom Bistum Trier, der Evangelischen Kirchengemeinde, der wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier sowie der Trier Tourismus und Marketing GmbH unterstützt. Von einem weiteren Führungs-Highlight erzählt Mia, ebenfalls Scout der ersten Stunde: Gemeinsam mit Jörg Michael Peters, dem Trierer Domprobst, konnte die Schülergruppe in luftige Höhen hinaufsteigen, um die zehn Bronzeglocken der Domkirche einmal aus der Nähe zu begutachten: „Das Dach von einer so großen und alten Kirche einmal von innen zu sehen und dabei auch die Metallstreben, die das Ganze stabilisieren, war etwas, was man sonst nie zu Gesicht bekommt und deshalb sehr besonders.“

Die Begeisterung der Scouts für das Welterbe ist spürbar, wenn sie darüber sprechen. „Es kommt öfter vor,“ erzählt Scout Maria, „dass wir Fun-Facts – also Dinge, die nicht so weit verbreitet sind und die wir selbst anfangs gar nicht wussten – in unsere Führungen einbauen.“ Um diese kleinen und großen Welterbegeheimnisse in Erfahrung zu bringen, muss man natürlich eine Führung mit den Scouts unternehmen; ein kleines Highlight teilt Mia aber dennoch mit uns: „Natürlich haben alle der Bauwerke eine römische Vergangenheit, aber eben auch eine moderne Geschichte. Im Dom zum Beispiel gibt es den sogenannten Adenauer-Blick: Das ist eine Stelle im Kreuzgang, von wo aus man alle zeitlichen Facetten des Doms sehen kann. Der Dom ist von sehr vielen Epochen geprägt worden und dort, so hat Konrad Adenauer einmal gesagt, sei die perfekte Stelle, um deutsche Architekturgeschichte von Rom bis heute auf einen Blick zu sehen.“ Während die Scouts mit je individuellen Interessensschwerpunkten an das Welterbe herantreten und ihre Führungen dementsprechend gestalten, verbindet sie doch ein gemeinsames Ziel: Es geht den Scouts vor allem darum, die Vergangenheit anschaulich zu machen und dadurch ihre eigene Begeisterung auf Gäste zu übertragen.

Führungen für alle: Zu jung fürs Welterbe? Gibt’s nicht!

Insbesondere auch ein junges Publikum für das UNESCO-Welterbe zu begeistern, ist den Scouts wichtig. Scout Hannah erklärt, dass eine Besonderheit der Führungen darin besteht, sich an Kinder und Erwachsene gleichermaßen zu richten: „Wir erklären Fachwörter und Begriffe, die vielleicht noch unbekannt sind. Wir richten uns aber auch an Ältere: Die Führungen enthalten Fachwissen und Jahreszahlen, sodass für jeden etwas dabei ist.“ Kinder für das Welterbe zu begeistern, das sieht man ihnen an, begeistert auch die Scouts selbst. „Bei der Arbeit mit jüngeren Kindern,“ so erzählt Nele, „legen wir einen Fokus darauf, nicht einfach stumpf die Fakten aufzusagen. Wir erklären, wie die Bauten in der Vergangenheit ausgesehen haben und rufen die Kinder auf, sich vorzustellen, wie es damals aussah und binden sie so aktiv in die Führungen ein. Im Amphitheater zum Beispiel haben wir Schwerter, mit denen die Kinder das Vergangene nachspielen können. Es wird einfach nie langweilig!“

Nicht langweilig wurde es dementsprechend auch bei Neles letzter Führung durch die Porta, am Jahrestag der Welterbe-Ernennung. Neben einer Berufsschulgruppe und einem Team vom SWR nahm daran auch eine zweite Grundschulklasse aus Trier teil. Dementsprechend wechselten sich an diesem Morgen gespanntes Schweigen und lautes Johlen in den massiven Mauern der Porta Nigra ab. Den älteren und jüngeren Gästen war die Begeisterung für Neles engagierte Führung anzusehen und lebhaft beteiligten sich vor allem die Kleinen an der Erkundungstour. „Was glaubt ihr denn, was so ein Stein der Porta wiegt?“ fragte Nele in die Gruppe. In der anschließenden wilden Raterunde war von 10 kg bis 100 Tonnen alles dabei. Nele löste das Rätsel schließlich auf: „Ein Stein der Porta wiegt bis zu 6 Tonnen; das ist etwa so viel wie ein kleiner Elefant.“ Staunend wanderten über 30 Kinder- und Erwachsenenblicke am Mauerwerk nach oben und für einen kurzen Moment wurde es ganz still. Neben der Führung durch die Porta boten die UNESCO-Scouts zum Jahrestag außerdem eine kostenlose Führung durch die Konstantin-Basilika an, um Gästen die belebte Geschichte des Baus und seine imposante Hallenarchitektur näher zu bringen. Für besonders Wissbegierige bot am Mittag außerdem ein UNESCO-Glücksrad auf dem Domfreihof die Möglichkeit, mit Unterstützung der Scouts, die eigenen Kenntnisse der Baudenkmäler auf die Probe zu stellen.

Aus der Vergangenheit in die Zukunft: UNESCO-Scouts 2024

Die Arbeit eines Scouts ist nicht nur historisch interessant, sondern auch sehr abwechslungsreich. Jeder UNESCO-Scout nähert sich den Trierer Baudenkmälern auf individuelle Weise. Unterstützt von Lehrkräften und Fachexpert*innen erarbeiten sie eigene Routen durch die Welterbestätten und erproben ihre Führungskonzepte danach erst einmal untereinander. Die beste Technik, so erzählt Mia, ist dabei, sich selbst zu fragen, was man an den Welterbestätten interessant findet: „Was finde ich spannend und warum? Was möchte ich erzählen? Für andere ist es meist am spannendsten, wenn man selbst mit Überzeugung erzählen kann, was einen interessiert.“ Birgit Eiffler ergänzt dazu: „Am wichtigsten für das Erarbeiten der Führungen ist das Seh-schulen. Man sieht selber nur das, was man gezeigt bekommt, und das schärft mit jedem Mal wieder das eigene Sehen. Wenn man einmal etwas gesehen hat, sucht man im nächsten Gebäude Ähnlichkeiten und lernt, diese Stellen zu verknüpfen.“ Die Arbeit als Scouts bereitet die Schülerinnen und Schüler also auch darauf vor, in Zukunft mit einem wachen Auge für die Geschichte durchs Leben zu gehen und diese Wertschätzung mit anderen zu teilen.

Bereits jetzt ist die Arbeit der Scouts zu diesem Zweck auch explizit international ausgerichtet. Die Scouts erzählen, dass in der Vergangenheit auch schon Führungen für amerikanische Austauschschülergruppen organisiert wurden, die dementsprechend auf Englisch abliefen. Übersetzt haben die Scouts ihre Führungen dafür selbst. Für die Zukunft wünschen sie sich, auch Führungen auf Französisch anbieten zu können und eventuell bilinguale Angebote mit Übersetzungen zu schaffen. Für das kommende Jahr haben die Scouts außerdem noch etwas Besonderes geplant: In einem von ihnen selbst gedrehten Video wird der Geist Triers interessierte Zuschauende durch die Welterbestätten führen. Gezeigt werden soll das Video an den Baudenkmälern selbst und ggf. auch in Museen. Neben diesen neuen Herausforderungen, so macht Scout Florian deutlich, freuen sich die Schülerinnen und Schüler aber künftig vor allem auf eins: In weiteren Führungen ihre eigene Begeisterung für das Welterbe mit interessierten Gästen teilen zu dürfen.

Wer Interesse hat, mehr über Triers Weltkulturerbestätten und das, was sie zu etwas Besonderem macht, herauszufinden, sollte sich unbedingt mit den UNESCO-Scouts on Tour begeben. Jede der Führungen dauert ca. 30 Minuten und kann direkt beim AVG angefragt werden: unesco.scouts@avg-trier.de oder an michaela.reh@avg-trier.de.

Junge Stimmen für Triers älteste Bauwerke

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Ursprünglich aus Trier, konnte ich mich während mehrerer Jahre Abwesenheit und Stationen im In- und Ausland davon überzeugen, dass es sich in der Heimat doch sehr gut leben lässt. Zum Bleiben haben mich, neben dem Riesling, u. a. auch die regionalen Wandermöglichkeiten, vor allem in Eifel und Luxemburger Schweiz, sowie die geniale Nähe zu Frankreich bewegt.

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