Zwischen Helden, Historie und Hologrammen
Bewegte Zeiten erfordern neue Wege – kaum eine Stadt kennt diese historische Notwendigkeit so gut wie Trier. Seit Jahrtausenden bewegt sich die Römerstadt im unberechenbaren Wellengang der Geschichte. Als 476 n. Chr. das weströmische Reich endete und die Germanen in Trier einfielen, erreichte auch eine Ära ihr Ende. Doch historische Zeitenwenden betreffen nicht nur die Geschichte als Ganzes, sondern vor allem diejenigen, die sie erleben – darunter auch der junge Germane Miro, dessen Schicksal die Erlebnisshow „Die letzte Schlacht um Rom“ in Triers Pauluskirche spektakulär in Szene setzt. Im Zusammenspiel mit einer beeindruckenden Multimedia-Show inszeniert das Live-Schauspiel ein scheinbar alltägliches Leben, das enger mit dem Untergang Roms verbunden ist, als Miro je ahnen könnte.
Sebastian Gasper als Miro
Die Frage, wie Altes und Neues zueinanderstehen, schwingt bereits beim Betreten der imposanten Pauluskirche in der Luft. Zwischen 1905 und 1907 im neuromanischen Stil erbaut, dient sie heute als Veranstaltungsort und hält die Vergangenheit am Leben. Wer den Hauptraum betritt, um „Die letzte Schlacht um Rom“ zu erleben, steht unmittelbar einer Kirchenschiff-füllenden Leinwand gegenüber, die multimedial den Altarraum projiziert. Das Alte – ganz gewohnt vorhanden – völlig neu in Szene gesetzt. Vergleichbar zwischen den Welten spielt auch das Stück: Das römische Reich und sein Ende, das große Ganze und das Einzelschicksal, multimediale Vielfalt und reales Live-Schauspiel – alles existiert für spannende 70 Minuten nebeneinander.
Der junge Germane Miro wächst in einem kleinen Dorf auf, fernab der römischen Städte. Seine Kindheit ist geprägt von den Erzählungen seines Großvaters über die germanische Götterwelt. Hel, die Göttin des Schicksals und der Unterwelt, schwebt über Miros Leben und begleitet ihn auf seinem Weg – stets eine Mahnung, dass seine Entscheidungen nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das Schicksal der Welt beeinflussen. Die zurückgezogene Kindheit endet abrupt als Miros Vater, ein römischer Soldat, unerwartet auftaucht, um den entfremdeten Sohn auf eine Karriere in der römischen Armee vorzubereiten. Das römische Reich steht am Abgrund – eine bedrohliche Kulisse für Miros Reise ins Erwachsenenalter. Die Parallelen zur heutigen Zeit sind unübersehbar: Die Verantwortung der Jugend, die Herausforderungen der Gegenwart und die zögerliche Bereitschaft der älteren Generationen, die Kontrolle loszulassen, sind Themen, die Jahrhunderte übergreifen.
Mitreißend verkörpert Schauspieler Till Thurner (oder: Sebastian Gasper) einen zwischen den Welten verlorenen Miro – weder ganz Römer noch vollständig Germane: Symbol einer Identitätssuche inmitten einer sich stetig verändernden Welt. Die Frage, welche Rolle dem Einzelnen zukommt, verleiht ‚Der letzten Schlacht‘ universelle Tragkraft: In Zeiten des Wandels ist es an den Einzelnen, ihren Platz in der Welt zu finden, ganz unabhängig von Herkunft und Stand. Die Inszenierung zeigt, dass der Fall Roms nicht bloße historische Tatsache ist, sondern eine Vielzahl menschlicher Schicksale betrifft. Miro muss sich entscheiden, ob er sich dem Schicksal ergeben oder seinen eigenen Weg finden will – eine Wahl zwischen Akzeptanz und Neuanfang, Stillstand und neuen Pfaden, alter Heimat und neuen Welten.
Zwischen Helden, Historie und Hologrammen
Ursprünglich aus Trier, konnte ich mich während mehrerer Jahre Abwesenheit und Stationen im In- und Ausland davon überzeugen, dass es sich in der Heimat doch sehr gut leben lässt. Zum Bleiben haben mich, neben dem Riesling, u. a. auch die regionalen Wandermöglichkeiten, vor allem in Eifel und Luxemburger Schweiz, sowie die geniale Nähe zu Frankreich bewegt.