Flanier durch TrierStadtgeschichte und Welterbe

Trier: Gestern und Heute

Trier: Gestern und Heute

Trier schaut auf eine reiche Geschichte zurück, in der besonders prominent das reiche römische Erbe hervorsticht. Dennoch hat Trier noch mehr Geschichte zu bieten und war auch im 19. Jahrhundert ein Ort voller Entwicklung und Bewegung. Auf unserer kleinen Zeitreise zeigen wir euch, wie sich einige Ecken Triers in der jüngeren Geschichte verändert haben und was ihr heute dort bestaunen könnt.

1. Das Hotel Porta Nigra

Nur der einmalige Ausblick auf die Porta Nigra verbindet den heutigen Hotelkomplex aus graubraunem Beton, direkt an der Ecke Porta-Nigra-Platz und Paulinstraße, noch mit seinem historischen Vorgänger. Erst 1898 erbaut, zierte der stattliche Jahrhundertwendebau, der der heutigen Anlage vorausging, das Stadtbild keine hundert Jahre. Schon in den 1970er Jahren musste der Altbau seinem moderneren, wenn auch etwas weniger charmanten Nachfolger weichen. Wer in dem klotzigen Bau Ähnlichkeiten zu anderen Trierer Nachkriegsmonumenten zu erkennen glaubt, liegt völlig richtig. Die Entwürfe für das Bauklötzchen-Hotel entstammen der Feder eines besonders tüchtigen Trierer Planers: Alfons Leitl, dem ehemals leitenden Baurat der Stadt, aus dessen Feder zum Beispiel auch die Stadtbibliothek in der Weberbach und die Kirche St. Valerius in Trier-Feyen/Weismark stammen.

 

2. Trier-Kürenz: Zwischen Eigenständigkeit und Eingemeindung

Eine Karikatur von 1903 bezeugt das charmant-bemühte Werben Triers um die Eingemeindung ihrer sich noch zierenden Vororte. Maskiert als Don Juan wirbt hier Oberbürgermeister Karl de Nys, Stadtoberhaupt von 1862-1904, um die Gunst der Jungfrauen Kürenz, Pallien, St. Matthias – an deren Rockzipfel noch der Ritter von Nell zerrt -, St. Medard, Heiligkreuz und Feyen. Dem literarischen Vorbild treu, sind die Motive des herausgeputzten Werbers nicht gerade selbstlos. Die Eingemeindung weiterer Orte hatte das Ziel, die verschuldete Stadtkasse zeitnah zu entlasten. Doch so leicht lassen die schlauen Damen sich nicht um den Finger wickeln; sie durchschauen das Pfauenspektakel des eitlen Lebemanns. Erst 1912 wurden St. Matthias, St. Medard, Heiligkreuz und Feyen eingemeindet; Pallien dann 1913 und Kürenz, die in Don Juans Schlange an ganz vorderster Stelle steht, sogar erst 1930. Der Charme des feisten Werbers, so scheint es, war wohl nicht überzeugend genug, um über seine leeren Taschen hinwegzutäuschen…

 

3. Die Paulinstraße

Der Blick von der Porta Nigra zur Paulinstraße hat sich zwischen 1905 und 2023 merklich verändert. Nur noch wenige der historischen Gebäude sind heute noch in der ausladenden Verkehrsstraße zu bestaunen. Zu den vereinzelten Ausnahmen zählt aber zum Beispiel die gut erhaltene Villa Laeis aus der Gründerzeit, die stadtnah davon zeugt, dass es sich bei der Paulinstraße schon seit Jahrhunderten um eine der zentralen Zugangsstraßen Triers handelt. Ihre Ursprünge gehen dementsprechend, wie für Trier typisch, auf das Römische Reich zurück. Damals lag die Straße noch außerhalb des Stadtkerns und führte, vorbei an den nördlichen Grabfeldern, in Richtung Mainz (Mogontiacum), das im Gegensatz zum urbanen Trier, damals vor allem als Militärstützpunkt genutzt wurde und damit, anders als heute, als Triers kleine Schwester am Rhein betrachtet werden konnte.

 

4. Der Hauptbahnhof

Die Außenfassade des Trierer Hauptbahnhofs hat sich im Verlauf der Stadtgeschichte merklich verändert. Von der imposanten Wilhelminischen Eingangshalle, die die historische Aufnahme ziert, blieb nach dem 2. Weltkrieg nur wenig erhalten. Der Neubau der Bahnhofshalle aus den 1950er Jahren prägt noch heute die Außenansicht der Anlage. Nicht verändert hat sich dabei aber die Lage der Parkplätze, die es Reisenden erlaubt, sich mit ihrem Gepäck direkt in Gleisnähe absetzen und abholen zu lassen. Einzig die Verkehrsmittel, die die Reihen säumen, haben den Antrieb gewechselt. Die historische Aufnahme zeigt: Wo heute, zwischen Alleen Center und Bahnhof, Motorengeräusche dominieren, brachten 1904 noch gemütliche Zweispänner ihre Passagiere zu den Gleisen. Dort aber konnte es um die Jahrhundertwende durchaus bereits rasant weitergehen: Schon 1903 lag die Höchstgeschwindigkeit im Schienenverkehr bei 210 km/h.

Historische Bildquelle: Stadtarchiv Trier, Bildsammlung 7 (Postkartensammlung Dr. Ernst Piro), hier nach Walter Queck (Hg.), Trier in alten Ansichtskarten, Frankfurt a. M. 1977.

Eine Zeitreise ins historische Trier: In vier Stationen von der Porta Nigra zum Hauptbahnhof

Teile diesen Beitrag:

Share this post

Ursprünglich aus Trier, konnte ich mich während mehrerer Jahre Abwesenheit und Stationen im In- und Ausland davon überzeugen, dass es sich in der Heimat doch sehr gut leben lässt. Zum Bleiben haben mich, neben dem Riesling, u. a. auch die regionalen Wandermöglichkeiten, vor allem in Eifel und Luxemburger Schweiz, sowie die geniale Nähe zu Frankreich bewegt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert