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Gladiatoren, Geister und Geheimnisse

Gladiatoren, Geister und Geheimnisse

Ob Gäste oder Einheimische: Das Pantheon der Trierer Römerbauten – allen voran Porta, Dom und Kaiserthermen – ist niemandem fremd. Unter den Alteingesessenen hat schon beinahe jeder mal durch die Rundbögen des Stadttors hinab in die Simeonstraße geschaut, sich inmitten des Amphitheaters herumgedreht und die Ränge hinaufgeschaut oder aber ein Eis im Schatten der Platanen unter Deutschlands ältester Bischofskirche gegessen. Alles scheint bestens bekannt. Aber es gibt auch weniger bekannte, teilweise ziemlich schräge Fakten aus der römischen Geschichte, die einen neuen Blick auf das alte Augusta Treverorum erlauben. Hier sind fünf Dinge, die euch noch überraschen könnten.

 

1. Die Porta Nigra war ein unfertiger Luxusbau

 

Die Porta Nigra ist nach wie vor ein beeindruckender Bau – aber sie ist auch Teil einer historisch unvollendet gebliebenen Baustelle. Das Tor, eines der größten des Römischen Reiches, war ursprünglich Teil einer Stadtmauer, die niemals fertiggestellt wurde. Warum? Historiker*innen vermuten, dass entweder das Geld ausging oder sich politische Prioritäten änderten. So wurde die Porta Nigra zum Denkmal eines begonnenen, aber nie vollendeten Plans – eine römische Baustelle, die es zum Wahrzeichen einer ganzen Region geschafft hat.

 

2. Römer tranken ihren Wein lieber verdünnt

 

Römischer Wein war nicht wie der, den wir heute kennen. Er war stark, dickflüssig und oft mit Harz, Gewürzen oder sogar Salz versetzt. Häufig eingekocht und nicht gefiltert, ähnelte er in der Konsistenz eher unserem heutigen Sirup. Das machte ihn nicht nur haltbarer, sondern auch so intensiv, dass verdünnt trinken zum guten Ton gehörte. Deshalb wurde römischer Wein immer mit Wasser vermischt – ihn pur zu trinken, galt als barbarisch. Man nahm es mit der Mischung sehr genau: Es existierten Regeln, wie das Mischverhältnis aussehen sollte. Ein guter Römer verdünnte mindestens 1:3, um nicht als ungehobelt zu gelten.

 

3. Das Amphitheater hatte auch seine dunklen Seiten

 

Neben Gladiatorenspielen und wilden Tieren gab es in Triers Amphitheater auch weniger spektakuläre, aber grausige Aufführungen: Öffentliche Hinrichtungen. Verurteilte wurden oft in aufwendigen Inszenierungen hingerichtet, bei denen sie in mythologische Geschichten eingebunden wurden – etwa als Figuren aus Sagen, die von wilden Tieren zerrissen wurden. Diese Hinrichtungen wurden als „Dramen“ inszeniert, um das Publikum zu unterhalten und zugleich eine abschreckende Wirkung zu erzielen. Das Amphitheater war also nicht nur ein Ort für Unterhaltung, sondern auch ein Ort der Machtdemonstration. Mit einer Kapazität von etwa 20.000 Zuschauern war es ein zentraler Treffpunkt und symbolisierte, wie wichtig soziale Hierarchien und Strafen im römischen Leben waren.

 

4. Trier hatte das erste „Take-away“-System

 

Fast Food ist keine moderne Erfindung. In römischen Thermopolia, den antiken Straßenküchen, konnte man warme Speisen wie Eintöpfe oder einfache Hülsenfrüchte kaufen und direkt auf die Hand nehmen. Diese Straßenküchen waren nicht nur praktisch, sondern auch soziale Treffpunkte. Besonders Arbeiter und Reisende nutzten die schnelle und erschwingliche Art der Verpflegung, da viele Haushalte in der Antike keine eigenen Küchen hatten. In Trier gab es Thermopolia vor allem in der Nähe des Forums, wo Händler, Reisende und Bürger zusammenkamen. Archäologische Funde wie Kochgeschirr, verkohlte Speisereste und kleine Münzen belegen, dass die kleinen Einrichtungen florierten. Man könnte also sagen, die Römer in Trier waren die Vorreiter der Fast Food-Szene, komplett mit To-Go-Option.

 

5. Spuk in den Kaiserthermen

© Matthias Meyer Photography

Triers Kaiserthermen waren nicht nur ein Ort der Erholung, sondern auch der Legenden. Laut römischen Berichten spukt es in ihren Gemäuern: Die Geister von unzufriedenen Sklaven, die beim Bau der Anlage umkamen, sollen Besucher erschreckt haben. Manche Römer behaupteten, nachts Schreie oder Schritte zu hören, obwohl die Thermen leer waren. Ob diese Geschichten mehr mit Fantasie oder Realität zu tun hatten, bleibt offen, aber sie zeigen, wie sehr die Kaiserthermen die Vorstellungskraft der Menschen beschäftigten.

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Ursprünglich aus Trier, konnte ich mich während mehrerer Jahre Abwesenheit und Stationen im In- und Ausland davon überzeugen, dass es sich in der Heimat doch sehr gut leben lässt. Zum Bleiben haben mich, neben dem Riesling, u. a. auch die regionalen Wandermöglichkeiten, vor allem in Eifel und Luxemburger Schweiz, sowie die geniale Nähe zu Frankreich bewegt.

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