Herbstzeit ist Weinlesezeit. Wir haben im September kurz vor der Weinernte mit Sebastian Oberbillig vom Weingut Deutschherrenhof über den Winzerberuf, die Lese und Weinsorten gesprochen.
Einmal in die weite Welt und zurück
Aufgewachsen ist Winzer Sebastian Oberbillig auf dem Weingut Deutschherrenhof. Nach einer Ausbildung auf verschiedenen Weingütern in der Region und in anderen Weinbaugebieten ging es zum Studium nach Geisenheim. Von dort als Weinbauingenieur erstmal nicht zurück nach Trier, sondern in die weite Welt, nach Österreich, Neuseeland und London. „Für mich war es wichtig, einen Weitblick zu bekommen und ein paar Jahre woanders gearbeitet zu haben“, sagt Oberbillig. Seit 2006 fließen diese Erfahrungen auf dem Weingut in Trier-Olewig ein, das der Winzer nun in sechster Generation leitet. Auch seine Eltern helfen auf dem Weingut noch fleißig mit.
„Zu sagen, der Beruf sei mir in die Wiege gelegt worden, ist Quatsch. Es war meine freie Entscheidung.“
Sebastian Oberbillig
Vor allem die abwechslungsreichen Tätigkeiten begeistern Sebstian Oberbillig am Winzerberuf. So geht es nach der Weinlese mit der Arbeit im Keller weiter. Neben Arbeiten zum Pflanzenschutz muss aber auch die Büroarbeit erledigt werden. In diesem Jahr sei es Corona-bedingt schwieriger als sonst. „Wir müssen und werden das hinkriegen“, sagt Oberbillig, der von einer zwölf bis vierzehn-köpfigen Mannschaft unterstützt wird. Auch die langjährigen Mitarbeiter aus Polen durften zur Weinlese einreisen.
Wie die Lese abläuft und welche Schritte danach folgen, hat uns der Winzer im Gespräch erzählt:
Von Weintipps und Kurzurlauben
Circa 100 Tonnen Trauben werden pro Jahr bei Winzer Oberbillig verarbeitet. Den größten Anteil macht gebietstypisch die Rebsorte Riesling aus. Aber es braucht auch ein gewisses Spektrum an anderen Sorten, um den Kunden eine Auswahl bieten zu können. Dazu zählen bei Oberbillig schon seit etwa dreißig Jahren die Burgundersorten Weiß, Rot und Grau und seit letztem Jahr auch der erste Sauvignon Blanc: „ Das bringt eine gewisse Vielfalt ohne jedem Trend oder jeder Mode hinterherlaufen zu wollen.“
„Trier ist für den Kurzurlaub wie gemacht“
Sebastian Oberbillig
Der fertige Wein will dann auch verkauft werden. Auf dem Weingut selbst gibt es Gäste aus aller Welt. „Trier ist für den Kurzurlaub wie gemacht“, findet Oberbillig. Besonders im Frühjahr und Herbst kommen viele Gruppen vorbei, um Zeit in der Moselmetropole zu verbringen. Darunter seien auch einige Junggesellen*innen-Abschiede, die aber „sehr gesittet“ abliefen. „Da denke ich auch gern an meinen eigenen zurück“, schmunzelt Oberbillig. Für gewöhnlich ist der Deutscherrenhof auch am Weinstand auf dem Hauptmarkt in Trier vertreten, der 2020 Corona-bedingt leider vorzeitig schließen musste.
Was für Sebastian Oberbillig das besondere am Weinstand ist, verrät er uns im Video:
Auf die Frage nach seinem Lieblingswein meint der Winzer: „Das kommt immer auf die Situation an.“ Im Sommer bei warmen Temperaturen empfiehlt er eher leichte, schlanke Weine, wie einen Schieferriesling oder Sauvignon. Der Tipp für gemütliche Abende im Winter ist dagegen eher der Grauburgunder, alte Reben oder Burgberg feinherb. Wer nicht bis zum nächsten Jahr warten will, hat im Moment die Möglichkeit, frischen Federweißer zu probieren. Passend dazu haben wir auf unserem Blog ein Rezept für Zwiebelkuchen.
Meine Top 3 Weinerlebnisse:
- Wer selbst einmal einen Weinkeller besuchen und mehr darüber erfahren möchte, sollte unbedingt an der Entdeckerführung im ältesten Weinkeller Deutschlands teilnehmen.
- Für Gruppen gibt es die Möglichkeit, die Stadt und ihre Beziehung zum Wein auf der Führung Moselwein trifft Geschichte kennenzulernen.
- Das Weingut Deutschherrenhof bietet zudem Führungen entlang des Weinkulturpfads an, bei denen ihr mehr über die Weinberge und den Winzerberuf lernen könnt.
Fotos, falls nicht anders angegeben: Trier Tourismus und Marketing GmbH
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