Echt Trierisch! – Tipps von unseren Insidern

Ein Lieblingsort im Herzen der Stadt

Was wäre Trier ohne all die Menschen, die die Stadt mit Leben füllen? Wir haben einmal nachgefragt, welche Tipps die Triererinnen und Trierer für die Gäste ihrer Stadt haben. In diesem Beitrag verrät Andrea Riesbeck uns, welcher Ort sie jedes Mal aufs Neue zum Staunen bringt. Den ein oder anderen Insidertipp hat sie dabei natürlich auch parat.

Andrea Riesbeck

„Wir haben das Glück da zu leben, wo andere Urlaub machen.“

Andrea Riesbeck hat der Trierer Dom förmlich in die Stadt „gelockt“. Seit 2001 leitet sie die Dom-Information Trier und das zugehörige Besucherzentrum. Die Aufgabe von ihr, ihren Kolleginnen und Kollegen ist es, Menschen zur Beschäftigung mit dem UNESCO-Welterbe Trierer Dom einzuladen. Im Rahmen dessen bietet die Dom-Information unterschiedlichste Angebote wie z.B. Führungen und Infomaterialen an, die die Bedeutung des Ortes vermitteln.

Wenn sie nicht gerade andere für den Domkomplex begeistert, genießt die gebürtige Pfälzerin die vielfältige kulturelle Landschaft Triers, erwandert das Umland oder erkundet die Großregion.

Mehr als nur ein Kreuzgang

Kennengelernt habe ich den Ort ganz zufällig – und das sogar noch, bevor ich zur Triererin wurde. Eben bewunderte ich noch den opulenten Dom, dann durchschritt ich eine Tür und fand mich in der wohligen Ruhe des Kreuzganges wieder. Diesen kleinen Überraschungseffekt erleben viele. Hat man erst einmal seinen Weg dorthin gefunden, übt der Ort eine einzigartige Faszination auf die Menschen aus. Auch sind, je nach Besuchszeit, stets andere Lichtspiele dort zu beobachten – meisterlich in Szene gesetzt durch die Baukunst der Jahrhunderte. Ganz schön beeindruckend, wenn man sich einmal bewusst macht, was in der Zeit der frühen Gotik schon ohne die Hilfsmittel der heutigen Zeit möglich war.

Besuche ich meinen Lieblingsort, ist es für mich, als würde ich eine Pausentaste für den Alltag drücken. Am schönsten ist es dann besonders langsam und bedacht durch den Gang zu flanieren. Das ist eine wunderbare Entschleunigung – ein Genuss für alle Sinne. Die geschickte Arkadengang-Bauweise lässt es nämlich so erscheinen, als gehe beim Betreten des Kreuzgangs ein Licht auf. Auch ist es immer wieder berührend zu beobachten, wie Menschen, allein oder in Gruppen, den Kreuzgang erleben. Gerade das so genannte „Fenster zur Geschichte“, einem der Bögen, durch welchen man besonders schön die unterschiedlichen Baustile des gesamten Domkomplexes aus 1700 Jahren betrachten kann, führt oft zu staunenden Gesichtern. Besucherinnen und Besucher finden ihren Weg zur Schönheit dieses Ortes quasi wie von Geisterhand.

Gerade bei strahlend blauem Himmel lockt der Kreuzgang Besucherinnen und Besucher an.

Lieblingsort – kurz und knapp

1. Oase der Ruhe
2. Fenster in die Geschichte
3. kunsthistorisches Meisterwerk von Weltrang


Eigentlich ist der Kreuzgang immer einen Besuch wert. Insbesondere in den trubeligen Sommermonaten bildet die „stille, grüne Insel“ einen schönen Kontrast zum Rest der Innenstadt. Ich besuche diesen Ort am liebsten am Morgen oder späten Nachmittag und – ganz wichtig – bei Sonnenschein. Dann entfaltet er seine einzigartige Wirkung.

Einige weitere Tipps habe ich noch noch für alle Besucherinnen und Besucher des Kreuzgangs parat: Beachten sollte man, dass der Ort nicht nur ein schöner Flaniergang ist, sondern eben auch ein Friedhof. Für Fotoshootings, beispielsweise für Hochzeiten, ist der Kreuzgang also nur bedingt geeignet. Ansonsten gilt: Nehmt euch einfach mal etwas Zeit, setzt euch hin, genießt die Kunst und lasst die Seele baumeln.

Wenngleich sie nicht den Titel „Lieblingsort“ erringen konnten, gibt es auch andere Orte in der Stadt, die mich auf ähnliche Weise verzaubern:

  • Der Kreuzgang von St. Matthias strahlt eine ähnliche Ruhe aus, ist aber seltener öffentlich zugänglich.
  • Schattenspendende Bäume, Wiesen und eine kleine Kapelle machen den Park des Schönstattzentrums Trier zu einer grünen Insel im Trierer Süden.
  • Umgeben von der Natur und fernab vom städtischen Trubel kann man in den Gärten der Partnerstädte auf dem Petrisberg entspannt wandeln und die Gartenbaukunst bewundern.

Schon gewusst? – Über den Domkreuzgang

Erbaut wurde der Kreuzgang um 1245 bis 1270. Während damals anderswo noch vorherrschend romanisch gebaut wurde, ist er dem gotischen Stil zugewandt – er war früher also quasi einmal eine moderne Konstruktion. In dem Arkadengang blickt man auf eine 1700 Jahre alte Baugeschichte, da sich mit den unterschiedlichen Epochen auch stets der Domkomplex verändert hat. Dazu beigetragen haben auch die Renovierungen. So erfolgte die erste Restauration bereits im 19. Jahrhundert. Doch dabei sollte es nicht bleiben: auch Anfang 1900, 1960 bis 1974 sowie 2009 bis 2014 waren Handwerker im Kreuzgang beschäftigt. Die Renovierungen haben sich ausgezahlt: So erkennt man heute viele charmante kleine Details im Kreuzgang. Neben den bekannteren Dommäusen wurden auch andere Tiere in steinernen Verzierungen verewigt, während das ein oder andere mit dem Dom verbundene Gesicht den Weg auf die Schlusssteine gefunden hat. Also: einfach mal suchen und schmunzeln.

Der Kreuzgang sieht nicht nur hübsch aus. Früher hatte er vielfältige Funktionen. So war es ein Ort, an dem man sich versammelte und Gottesdienste feierte. Auch Begräbnisse wurden damals dort abgehalten. Eine Praxis, die bis in die heutige Zeit an diesem Ort fortbesteht. Im Gotischen Saal, der an den Kreuzgang angrenzt, wurde sogar Armenfürsorge betrieben. Wer den Kreuzgang entlangläuft, stößt auch auf den so genannten „Grummelstuhl“. Dies war der Ort an dem früher nach kirchlichem Recht Gericht gehalten wurde. Heute ist der Kreuzgang vor allem ein Ort zum Innehalten, der alle Besucherinnen und Besucher willkommen heißt. Das spiegelt sich auch in den drei bronzenen Engelsfiguren im viereckigen Innenhof wider. Diese schuf der Bildhauer Ernst Steinacker 1993 nach dem Zitat „Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt!“ (Hebräerbrief 13.2).

Die Engel zeigen die Essenz des Kreuzgangs: ein Ort, der Gäste offen willkommen heißt.

Habt auch ihr Insidertipps parat? Meldet euch gerne über blog@trier-erleben.de oder unser Kontaktformular.

Teile diesen Beitrag:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert