Wer braucht schon Rom, wenn man auch an die Mosel kann?
Jeden Sommer wird Trier zum zweiten Zuhause für Studierende der Georgetown University (Washington D.C., USA). Für einige Wochen tauschen sie die humide Hitze der US-amerikanischen Südstaaten gegen das vergleichsweise milde Moselklima ein. Während dieser Zeit widmen sie sich hier dem Studium der deutschen Sprache und Kultur. Als älteste Stadt Deutschlands bietet Trier dafür eine beeindruckende Kulisse. Anders als in Washington, wo das älteste, unveränderte Gebäude aus dem Jahr 1765 stammt, leben die Studierenden in Trier zwischen Bauwerken, die teils aus dem 1. Jahrhundert stammen. Größer könnte der Abstand kaum sein. Dementsprechend erlebten auch die Teilnehmenden des Sommerprogramms 2024 einige Wochen voller historischer Entdeckungen, persönlicher Herausforderungen und bleibender Erinnerungen.
Seit über 50 Jahren bringt das Georgtown-in-Trier-Programm bereits regelmäßig junge Amerikaner*innen an die Mosel. Seit jeher ist Ziel, die Sprachkenntnisse der Teilnehmenden zu verbessern und ihnen individuelle Einblicke in die deutsche Kultur zu geben. Prof. Joe Cunningham, langjähriger Leiter des erfolgreichen Programms, erklärt uns: „The primary goal of the Georgetown-in Trier program (a.k.a. Georgetown-Sommerschule) is to provide students with an intensive and immersive academic and co-curricular experience of Germany, the German language, and German culture.“ Das Programm baut dafür eine Brücke zwischen der römischen Antike und europäischen Gegenwart, dem akademischen Lernen und persönlichen Erfahrungen. Für viele sind die Eindrücke ihres Trierer Sommers nachhaltig prägend: Sie kehren gerne zurück nach Deutschland – sei es für ihr weiterführendes Studium, den Beruf oder als Fulbright Assistenzdozierende.
Während ihres Aufenthaltes in der Römerstadt wohnen die Studierenden bei Gastfamilien, was ihnen nicht nur dabei hilft, ihre Sprachfähigkeit in Alltagssituationen zu verbessern, sondern auch die Möglichkeit bietet, deutsche Traditionen und Lebensweisen hautnah zu erleben. Dass dazu auch eine Erweiterung des kulinarischen Horizonts zählt, versteht sich von selbst. Während das typisch-deutsche kalte Abendbrot den jungen Gästen eher keine Begeisterung entlocken konnte, sah es bei einem anderen (modernen) Must-Have schon deutlich besser aus. Döner ist bei den Studierenden hoch im Kurs und die Gruppe ist sich einig: Besser als am Trierer Hauptmarkt schmeckt er nirgendwo.
Begleitet von der Graduate Studierenden Emma Eisenbeis erkundete die vierköpfige Gruppe im Sommer 2024 aber nicht nur Triers Gegenwart. Besonders beeindrucken konnte die Erlebnisführung ‚Der Gladiator Valerius‘ im Amphitheater. Während der Führung konnte die Gruppe in das Leben eines antiken Gladiators eintauchen und erfuhren von den kämpferischen Höhen und Tiefen dieser beeindruckenden Epoche.
Ein weiteres Highlight des Trierer Sommers 2024 war das Altstadtfest, das genau in die Zeit des Programms fiel. Die Studierenden freuten sich über die Möglichkeit, Live-Musik direkt in der Innenstadt erleben zu können und gemeinsam mit den Einheimischen zu feiern. Trier selbst beeindruckte indes nicht nur mit seiner Geschichte, sondern auch mit der Natur. Ein Teilnehmer erzählte begeistert von einer Fahrradtour entlang der Mosel, bei der er nicht nur die Landschaft genoss, sondern auch einen Abstecher ins Nachbarland Luxemburg machte, wo ihn auch direkt ein anderer, unerwarteter Sprachkontext erwartet. Wëllkomm an e schéinen Dag.
Für die Region ist das Georgetown-in-Trier-Programm ein Leuchtturm der deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit. Für den Sommer 2025 ist bereits eine neue Gruppe von Studierenden vorgesehen, die Trier erkunden wird. Wer weiß, welche Geschichten sie mit nach Hause nehmen werden? Eines ist sicher: Sie werden, wie ihre Vorgänger*innen, Erfahrungen machen, die sie ein Leben lang begleiten.
©: GNTB/HHOG/DB
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