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Ein infernalisches Vergnügen

Ein infernalisches Vergnügen

Die Erlebnisführung „Der Teufel in Trier“ lockt mit feinsinniger Ironie und existenziellen Fragen

Der Teufel steckt im Detail: In den Augen eines schwarzen Hundes, der still vorüberläuft. In einem vermeintlich unscheinbaren Ladenschild der Domstadt. In einer funkelnden Halskette mit einem feuerfarbenen Rubin. Doch der Teufel kann auch im Großen stecken: Im Trierer Domstein, den der Teufel selbst in Richtung Kirche schleuderte. In einem Nonnenkonvent, in deren Mitglieder er zur Strafe für Völlerei gefahren ist. Oder in einem Bettler, der ein allzu großzügiges Angebot macht… Die Erlebnisführung „Der Teufel in Trier“ lässt das finstere Mittelalter in Triers Gassen wieder zum Leben erwecken und begeistert dabei jeden Freitagabend Gäste und Einheimische gleichermaßen.

Für Hannes Brogmus, der seit 2010 als Techniker bei den Erlebnisführungen der TTM dabei ist, war „Der Teufel in Trier“ immer die persönliche Lieblingsinszenierung. Dass er nun bei der Wiederaufnahme des Stücks selbst in die Rolle des geheimnisvollen Mönches schlüpfen kann – für den 38jährigen ein ganz besonderer Glücksfall. „Ich mag das Geheimnisvolle und Mystische dieser Vorstellungen“, erklärt er seine Faszination.  „Die Zerrissenheit des Protagonisten und sein ständiger Versuch, die eigenen Überzeugungen zu wahren, lassen die Suche nach dem Teufel auch zu einer Suche nach der eigenen Schuld werden.“

 

Tatsächlich wagt „Der Teufel in Trier“ bei aller Historizität immer den Anschluss an die Jetztzeit. Fragen nach der persönlichen Verantwortung für das eigene Schicksal bilden den Horizont, der sich hinter den jeweiligen Geschichten entfaltet – mögen sie nun im römischen Augusta Treverorum oder im mittelalterlichen Treveris spielen. Caroline Baranowski, Leiterin der Abteilung Tourist-Information bei der TTM, die für die Entwicklung und Vermittlung der Erlebnisführungen verantwortlich zeichnet, sieht darin einen wichtigen Grund für die ungebrochene Beliebtheit der Vorstellungen. „,Der Teufel in Trier‘ ist eine unglaublich vielseitige Inszenierung, die sich nicht allein den Glaubens- und Wissensgrundsätzen des Mittelalters widmet, sondern auch ganz existenziellen Problemen, die uns bis heute abholen“, hält sie fest. „Zudem bildet die einzigartige Atmosphäre des Frankenturms zwar die Hauptbühne, doch spielt nur diese Erlebnisführung auch an unterschiedlichen Standorten. Die Zuschauerinnen und Zuschauer gehen mit dem Schauspieler auf den Domfreihof und an Plätze rund um den Hauptmarkt, die im Mittelalter relevant waren. Das ist wirklich einmalig!“

 

Bei diesem Rundgang durch die Innenstadt kommen auch die feinsinnige Ironie und das Augenwinkern nicht zu kurz – und das bei aller Dramatik, die sich im Laufe des Stückes entspannt, als der eigentlich umsichtige Mönch aufgrund einer Unaufmerksamkeit einer teuflischen Finte auf den Leim geht und verzweifelt versuchen muss, seine Seele zu retten. Doch so mancher Aberglaube des Mittelalters entlockt den Teilnehmern doch ein Schmunzeln. Eine Gabel, so hält der Mönch mit größter Ernsthaftigkeit fest, sei ein perverses Werkzeug, schließlich spieße der Teufel damit die armen Seelen auf. Wer über einen am Boden liegenden Besen steigen kann, ist definitiv keine Hexe. Und das ganze Gerede von „In vino veritas“ – das gelte nur bis zur ersten Flasche. Worüber natürlich auch die Gäste des Weinstandes im Vorbeigehen lautstark belehrt werden.

„Die schauspielerische Herausforderung liegt darin, eigentlich in verschiedene Rollen und Psychen hineinzuschlüpfen. Das macht den Teufel zu einer der spannendsten Erlebnisführungen“, weiß Jan Krüger, der neben Hannes Brogmus beim „Teufel in Trier“ auf der Bühne der Innenstadt steht. Und er hat auch eine Vermutung, warum das Thema die Menschen bis heute fasziniert: „Der Teufel ist immer noch aktuell. Doch unsere Vorstellungen zeigen eigentlich, dass nicht seine angeblichen Versuchungen das Problem sind. Sondern der Mensch.“

 

Der „Der Teufel in Trier“ findet immer freitags um 21:00 Uhr statt (Mai – Oktober). Informationen und Tickets gibt es hier: https://www.trier-info.de/oeffentliche-fuehrungen/der-teufel-in-trier. Tickets gibt es auch an allen Ticket Regional-Vorverkaufsstellen und in der Tourist-Information an der Porta Nigra. Größere Gruppen können eigene Auftrittstermine für sich buchen. Fragen hierzu beantwortet die TTM auch gerne per Mail an fuehrungen@trier-info.de oder telefonisch unter 0651/97808-0. Treffpunkt: Frankenturm, Dietrichstraße (Hinweis: Vor Ort sind keine Tickets erhältlich). Dauer: 75 Minuten. Sprache: Deutsch. Wir empfehlen diese Erlebnisführung für Zuschauer ab ca. 10 Jahren. Die Führung ist nicht geeignet für Rollstuhlfahrer.

Die Erlebnisführung „Der Teufel in Trier“ lockt mit feinsinniger Ironie und existenziellen Fragen

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Paula redet gerne und viel. Mit sich, ihren Kindern, Katzen, Kollegen und Kumpel. Was sie dabei nicht unterbringt, schreibt sie nieder. Zur Entlastung und Belustigung ihrer Umwelt. Ob das gelingt? Darüber hüllt sich der Mantel des Schweigens. Zumindest so lange, bis Paula weiterredet.

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